Die Imkerei als Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Biene und den Möglichkeiten des Imkers
Tatsächlich ist die Imkerei ein Kompromiss, heute leider ein alternativloser Kompromiss. Die Biene braucht gewisse Voraussetzungen um in ihrer Beute leben zu können. Manches ist besser für sie, manches ist gerade noch brauchbar. Um Bienen betreuen zu können, brauchen wir Imkerinnen und Imker auch gewisse Voraussetzungen. Meist haben wir mehr als ein Volk und viel Hebearbeit muss gut organisiert werden, so dass die Bienenhaltung über viele Jahre für uns machbar ist und nicht nach wenigen Jahren durch körperliche Schäden am Stützapparat unmöglich wird. Was den Bienen gut tut – große durchgängige Brutflächen – wirkt sich für uns Imkerinnen und Imker in hohem Gewicht und nicht selten in Bandscheibenvorfällen aus. Auch die natürliche Vermehrung der Völker durch Schwärmen kann, wenn der Schwarm in hohen Bäumen sitzt, gefährlich für uns werden. Und weniger sanftmütige Völker werden selbst die Nachbarn oft nicht erfreuen, geschweige denn die Imkerin und den Imker, wenn sie mit mehreren Dutzend Bienenstichen das Tagwerk beenden.
Warum braucht die Biene überhaupt den Imker?
Tatsächlich kann ein Bienenvolk in unseren Breiten heute nicht mehr ohne imkerliche Eingriffe überleben. Zum Einen bedroht die aus Südostasien eingeschleppte Varroamilbe das Überleben der heimischen Bienenvölker, die diesem, evolutionär für sie fremden Parasiten nicht Paroli bieten können. Zum Anderen können Bienen auf dem in Kärnten typischen Waldhonig oder gar Melezitosehonig oft nicht überwintern. Sie sind auf Fütterung von Zuckerwasser angewiesen. Die romantische Vorstellung, ich halte Bienen und überlasse sie sich selbst (sie haben es schließlich Millionen von Jahren allein geschafft), führt heute leider mit großer Sicherheit zum Absterben des Volkes binnen spätestens 2 Jahren, wenn nicht schon im 1. Jahr der Haltung. Wir Imkerinnen und Imker haben Verantwortung für unsere Völker übernommen und müssen ihr gerecht werden. Die Meinung, wenn man die Bienen mit der Varroa allein zurecht kommen lässt, werden die starken Völker schon überleben und irgendwann die Milbe besiegen, mag richtig sein. Nur das „irgendwann“ wird sicher nicht in ein paar Jahren sein. Jahre sind für die Evolution ein Wimpernschlag, während dem nicht viel passiert. Und wer will wissen, dass unsere Bienen (westliche Honigbiene, Unterart Carnica) jemals mit der Varroa zurecht kommen wird? Viele Arten sind auch ohne das Zutun von uns Menschen ausgestorben, weil sie neuen Feinden nicht widerstehen oder sich Umweltbedingungen nicht rechtzeitig anpassen konnten. Und selbst, wenn die westliche Honigbiene eines Tages die Varroa selbst wirkungsvoll bekämpfen wird, was passiert bis dahin? Verzichten wir auf 80 % unserer Obst und Gemüsesorten, die auf die Bestäubung von Bienen angewiesen sind, weil nicht mehr genug Bienen vorhanden sind?
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